Titel: Das Haus des Windes // Autor: Louise Erdrich
OT: The Round House // Verlag: aufbau
Seiten: 384 // Preis: 19,99€ (Hardcover)
Ich hatte die Angst kennengelernt, und ich wusste, dass sie nicht von Dauer war. So stark sie auch sein mochte, würde sich ihr Griff doch wieder lösen. Sie ging vorbei. (Seite 317)
Joe ist 13 als seine Mutter Opfer eines brutalen Übergriffs wird und das Leben der Familie komplett auf den Kopf gestellt wird. Seine Mutter zieht sich zurück in ihr Zimmer, redet nicht mehr, hat Angst. Da sie sich nicht erinnern kann, wo genau der Übergriff stattgefunden hat, droht der Täter davonzukommen. Denn am vermuteten Tatort treffen drei verschiedene Zuständigkeitsbereiche aufeinander. Stammesland, Bundesland und Privateigentum.
Joe will, dass seine Mutter keine Angst mehr zu haben braucht und so macht er sich zusammen mit seinen Freunden Cappy, Zach und Angus auf, um sie zu rächen.
Die Geschichte spielt im Sommer 1988 und stellt nicht nur eine Familie da, die zu zerbrechen droht, sondern lässt den Leser einen Blick in die Welt der indigenen Kultur werfen. Man lernt etwas über ihren Glauben, ihre Geschichten und ihre Gesetzte. Man liest über Schönes, aber auch über Schlechtes, wie Vorurteile und Rassismus.
Der Schreibstil von Louise Erdrich ist besonders. Ich hätte nicht gedacht, dass man mit so wenigen Worten so viel ausdrücken kann. Obwohl die schlimmen Sachen eigentlich nie direkt angesprochen werden, herrscht im Buch eine sehr beklemmende Stimmung. Es passiert einfach so viel zwischen den Zeilen und das finde ich ziemlich bewundernswert.
Einige Charaktere schließt man in sein Herz, anderen gegenüber entwickelt man einfach Abscheu. Die Freundschaft zwischen Joe und Cappy hat mich sehr beeindruckt. Sie sind füreinander da, egal in welcher Situation. Überhaupt finde ich Jods Figur sehr spannend. Er muss sich in so jungen Jahren mit etwas so Schrecklichem auseinandersetzen. Es geht um Gerechtigkeit, Schuld und Vergebung. Seine Handlungen werden nachvollziehbar dargestellt, auch wenn es sich natürlich um eine Ausnahmesituation handelt, von der ich nur annehmen könnte, wie ich mich fühlen und wie ich handeln würde.
Sehr gut gefallen haben mir die vielen Gefühle, die transportiert wurden. Man konnte die Verzweiflung, Wut, Angst, Liebe, Frustration und den Schmerz richtig fühlen.
Negativ anzumerken sind die teils mangelnden Absätze, die mir das Lesen manchmal echt erschwert haben. Ich hangel mich schon irgendwie von Absatz zu Absatz und wenn dann auf einer Doppelseite nur einer vorhanden ist, habe ich irgendwie das Gefühl, vom Text erschlagen zu werden. Des Weiteren wird in dem Buch die wörtliche Rede nicht mit Gänsefüßchen gekennzeichnet. Dadurch musste man einige Stellen doppelt lesen, um noch einmal zu überprüfen, wer jetzt wen gemeint hat. Das ist natürlich Gewöhnungssache.
Ein ganz großen Pluspunkt gibt es aber von mir für die Umschlaggestaltung, denn die ist einfach wunderschön. Das Spiel mit Licht und Schatten auf dem Gesicht, passt sehr gut zu der Stimmung im Buch. Auch die Farben der Schrift gefallen mir gut. Außerdem kann man dank der Gestaltung solche tollen Sachen machen (die Idee stammt vom Aufbau Verlag).
Ein sehr besonderes Buch. Nichts für zwischendurch, aber für „Das Haus des Windes” könnte man sich die Zeit schon mal nehmen.
Wow, wiedermal eine wunderschöne Rezension ;) ... Hach, ich glaube es wird ein neues Buch auf meiner WuLi landen :)
AntwortenLöschenGLG Nadine