Preis: 11,99€ (Taschenbuch)
Mit einem Mal hatte Mayer das Gefühl, in dem klassischen Showdown einer Agatha-Christie-Geschichte zu sein: alle Verdächtigen in einem Raum, und der Detektiv, der ihnen jetzt den Mörder aus ihrer Runde präsentiert. Leider war es bei ihr erst der Beginn der Ermittlungen - und dass der Täter sie in dieser Runde lieb angrinste, sie ihn mit einer Fangfrage zum Stolpern brachte und am Abend in Handschellen abführte, ein schöner Traum. - Seite 81
Gruppeninspektorin Mayer wird zum Golfplatz Three Oaks gerufen, denn dort gibt es eine Leiche. Von einer Golfballbombe in die Luft gesprengt. Unterstützt von Chefinspektor Katz, der undercover unter die Golfer geht, nimmt sie die Ermittlungen auf. Die beiden dringen in die Welt des Golfsports vor und lernen die Regeln und Etikette kennen. Dabei lernen sie auch Stella kennen, eine aufstrebendes Goltalent, dass anscheinend einen Beschützer im Golfclub hat kennen. Schnell haben Mayer und Katz den Verdacht, dass der Täter aus dem Umfeld des Clubs kommen muss, denn die kleinen Geheimnisse der Mitglieder bleiben ihnen nicht verborgen. Dann passiert direkt vor ihren Augen ein weiterer Mord.
Um in die Geschichte reinzukommen, habe ich ehrlich gesagt einen Moment gebraucht. Das Wienerische war einfach ungewohnt und es waren doch sehr viele golfspezifische Begriffe. An en Dialekt gewöhnt man sich aber schnell und am Ende ist das einfach sympathisch und nicht mehr wegzudenken. Für alle Nichtgolfer gibt es im Anhang ein Glossar, in dem die genannten Begriffe erklärt werden. Hier findet man auch eine Erklärung der benutzten wienerischen Ausdrücke und eine Personenliste, in der alle mit ihrer Rolle aufgezählt werden. Am Anfang sehr praktisch, da durch die Clubmitglieder und Mitarbeiter natürlich viele neue Namen eingeführt werden.
Erzählt wird abwechselnd aus der Sicht von Mayer, Katz, Stella und einem Mörder. Das ist eine super Lösung, denn so wird die Spannung hochgehalten und man weiß genau, wie sich jemand fühlt oder warum er etwas tut. Man fiebert auf das Ende zu und ist ständig am mitraten, wer denn nun was getan hat.
Der Schreibstil war ok und ließ sich gut lesen. Mir persönlich waren es zu viele Anglizismen, aber das ist Geschmackssache. Zu Daniela Mayer gehört das im Buch einfach dazu. Da sie noch relativ jung ist, kann ich mir in gewisser Weise vorstellen, dass sie wirklich so spricht. Heutzutage wird ja immer mehr englisch in den täglichen Sprachgebrauch übernommen, doch manchmal schien mir das für eine Ermittlern unpassend.
In dem Buch gibt es ein paar Charaktere, mit denen man sich sehr schnell anfreundet, mit Mayer und Katz musste ich aber erstmal warm werden. Doch im Laufe des Buches lernt man sie und ihre Ticks dann besser kennen und schätzen. Mir hat gefallen, dass sie nicht die typischen vom Leid gebeutelten Ermittler sind, die eigentlich nichts mehr zu verlieren haben. Man bekommt zwar schon Informationen über ihr Privatleben, doch die spielen eher eine untergeordnete Rolle.
Gefallen hat mir auch, wie das Erlebnis einer Runde Golf in der schönen Natur oder dem perfekten Abschlag beschrieben wurde. Da habe ich glatt Lust bekommen, die Golfschläger wieder aus dem Keller zu holen. Noch gut gefallen hat mir, dass alles die ganze Zeit im Golfclub gespielt hat. Sie haben niemanden mit aufs Revier genommen oder Wohnungen durchsucht oder Ähnliches. Alles nur durch Zeugenbefragung und Recherche. Das hat mich teilweise tatsächlich ein bisschen an Agatha-Christie-Geschichten erinnert.
Im Buch gibt es viele Anspielungen, auf Bücher und Filme, von denen ich wahrscheinlich nicht einmal alle mitbekommen habe. Außerdem auf den Vorgängerroman Marathonduell. Durch ihn hätte man wahrscheinlich einen genaueren Eindruck von Mayers und Katz Beziehung, doch ansonsten hat man keine Probleme, wenn man nur Caddielove liest.
Die Aufmachung ist passend. Das Coverbild zeigt das, worum es im Buch geht. Mir gefällt, dass das Weiße durch glatt glänzendes Material hervorgehoben wird.
Frischer Lesespaß für zwischendurch. Gibt eine Leseempfehlung für Golfliebhaber und Krimifans, deren Krimi nicht so düster sein muss.